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Pachamama

11.02.2020 Tag 152 10-22 Grad bewölkt 8:00 Uhr aufstehen

Heute schreibt Günther den Beitrag:

Wow, was für eine Nacht. Gestern haben wir uns für Zimmer 103 entschieden. Dürfte ein Zimmer für Jungverliebte sein. Egal wie ich mich gelegt oder gedreht habe, ich bin immer zurück in die Mitte der Mulde gekommen und dort bin ich ich auf Petra gestoßen. Ich habe oft geschlafen.

Nach dem Frühstück die erste Sonderprüfung, mit den Motorrädern aus dem Patio durch die Lobby raus auf die Straße, links und rechts nur einige wenige Zentimeter.

Sobald die Stadt hinter uns liegt tauchen wir in die verschiedensten Grüntöne ein. Die Berge auf beiden Seiten des Tales erinnern mich stark an Equador. Ronny hat uns einen Routenvorschlag geschickt und dem folgen wir vorerst. Vor Singuil gehts rauf in die Berge, ein Traum in grün, von den Felswänden hängen Bromelien, die Straße wird nach den gestrigen Regenfällen von Steinen geräumt. Sonst ist sie in gutem Zustand. Wir schrauben uns Kurve um Kurve hinaufwinden stehen plötzlich vor einer Erdpiste. Da die Wolken schwer und grau über uns hängen, frage ich beim Polizeiposten nach dem Routenzustand und bekomme zur Antwort, dass nur die ersten 5 Kilometer sandig sind.

War wirklich nicht schlimm und danach sehr schön. Bei einer Rast in La Merced bestellen wir in einem Café/Geschäft 4 Sandwich, 3 mit Salami/Käse und 1 mit Butter und Käse, dazu 2 Cortado, also Kaffee mit etwas Milch, schnappen uns 2 Cola aus dem Kühlschrank und setzen uns draußen hin. Nach einigen Minuten werden wir noch einmal nach unserer Bestellung gefragt. Gut, nochmals alles genau erklärt, passt. Wir unterhalten uns über die spektakuläre Route, bis… wir wieder gefragt werden. Diesmal wird es aber notiert und dann nach einigen Minuten kommt fast das was wir bestellt haben. Die Sandwiches passen und beim Kaffee, hmmm, also bei uns ist ein Latte Macciato stark und dunkel dagegen. Und drauf schwimmt die Milchhaut, ist auch nicht jedermanns Geschmack.

Ab jetzt sind wir wieder auf der RN38, der Hauptstraße unterwegs. Links und rechts wächst hohes grünes Gras, dass in riesigen Hallen zum Trocknen aufgehängt wird. Angeblich wird es zum Mate dazugegeben.

Bei Moteros heißt es links abbiegen. Zuerst gehts durch hügeliges Land, dann einem Flußlauf entlang, malerisch schön. Als wir an den Fuß des Berges kommen, beginnt es zu regnen. Also wieder rein ins Regengewand. Trotz des Regens ist das für mich eine der schönsten Straßen, die ich hier in Südamerika gefahren bin. Sie windet sich den Berg rauf, einige ehemalige Erdrutsche und ihre Auswirkungen sind zu sehen. Laut den Tafeln am Straßenrand sind wir in den Yungas, den Ausläufern eines Feuchtdschungels. Auch wenn es nicht regnen würde, käme ich nicht schneller voran, weil ich mit schauen nicht zusammenkommen. Leider lässt sich bei dem Wetter nicht fotografieren.

Einige Kilometer weiter könnte man meinen auf einer österreichischen Passstraße zu sein. Das ist schon verrückt, wieviel verschiedene Vegetationsformen wir manchmal an einem Tag durchfahren. Wir sind jetzt auf knapp 2000 Meter, fahren einem Stausee entlang und nach Tafi de Valle hinein. Laut App gibt es ein Ecohostal, dass wir uns anschauen wollen. Der erste Anblick lässt uns zaudern. Es fehlen die Fenster im gesamten ersten Stock. Drinnen ist es allerdings auf Anhieb gemütlich und die Zimmer erinnern uns an ein Seminarzentrum in Unterlohr. Der Preis passt auch, da das Abendessen inkludiert ist. Die Pasta und die Maschine zum runterdrehen steht schon bereit.

Allerdings schreckt uns die Zeit fürs Abendessen, 21:30, das halte ich glaube ich nicht aus. Da wir sowieso Geld brauchen, gehen wir ins Zentrum. Vor der Bank ist ein Geschäft mit regionalen Spezialitäten. Einige Minuten später gibt es Salami und Käse mit Chimichurry in der Warteschlange vor dem Bankomaten.

In einem Café überbrücken wir einen Teil der Wartezeit bei Espressi, Submarinos und Süßigkeiten, die mit dulce de Leche gefüllt sind. Wir haben eine riesige Gaudi wegen des Zuckerkonsums und den vermeintlichen Folgen.

Zurück im Ecohostal ist es natürlich noch nicht Zeit zum Essen, aber es gibt glücklicherweise cerveza artisanial, also Bier aus regionalen Kleinstbrauereien und sehr guten Rotwein. Bei uns am Tisch sitzen 3 Psychologiestudentinnen aus Rosario, die uns von ihrer 21tägigen Reise erzählen, eine Französin, die seit fast 4 Monaten unterwegs ist und einer der beiden Hostalmitarbeiter mit der Gitarre.

Es gibt Essen, handgemachte Nudeln mit Tomatensauce, und sie sind lecker. Auf meine Nachfrage nach etwas zum Nachwürzen, kommt er mit zwei verschiedenen Säckchen daher. Eins ist scharf und das zweite ist für Hombres. Bei der Ansage muss ich das zweite nehmen und es passt zu meinen Geschmacksnerven, der Rotwein übrigens auch… und die zweite Flasche auch.

Wir sollen was österreichisches Singen. Die Herausforderung ist nur der Text, die erste Strophe können wir meistens. Bruder Jakob ging dreistimmig, der Wildschütz, Schifoan, etc. Dann wollen wir was spanisches hören und bekommen zuerst Gesang zum YouTube-Video und dann einige Traumnummern mit Gitarrenbegleitung vom Feinsten.

Da die 3 Rosariarinnen um fünf Uhr weg müssen, löst sich die Tischgesellschaft um Mitternacht auf, was mir gar nichts ausmacht. So komme ich doch zu einigen Stunden Schlaf.


12.02.2020 Tag 153 10-29 Grad wolkenlos 8:00 Uhr aufstehen.

Quilmes ist eine Biersorte in Argentinien, aber auch ein Indiostamm der in dieser Gegend gelebt hat. Ihre Ruinen wollen wir heute besuchen.
Zuerst müssen wir aber noch frühstücken. Im Ecohostel gibt es natürlich ein Ecofrühstück. Die Verabschiedung ist herzlich, besonders die Putzfrau drückt mich innig an ihre volle Brust. Nun geht's los, wir fahren unten in eine Nebelwald hinein und kommen auf 3000m wieder aus selbiger raus. Oben scheint die Sonne, es ist aber mit 10 Grad recht frisch. Wir fahren über eine  tolle Strecke wieder den Berg hinunter und fahren durch Anachaya de Valle. Im Augenwinkel sehen wir noch Pachamama (Mutter Erde) . Wir drehen um und sehen dass es sich um ein Museum handelt. Kurzerhand beschließen wir dieses zu besuchen. Ein Künstler Namens Cruz hat hier in 35 Jahren was wunderbares geschaffen. Die Bilder beschreiben bestens was ich meine. Der angesagte halbstündige Besuch dauert dann doch eineinhalb Stunden. Wir wollen aber heute noch zu den Quilmesruinen,  die übrigens auch die Pachamama verehren. Nach 5 km staubiger Piste sind wir da. Im Besucherzentrum gibt es eine kleine Ausstellung und einen guten Film über die Geschichte der Quilmes. Nach dem Film geht's hinaus und hinauf in die Ruinen. Wie in einem Labyrinth wandern zwischen den Steinmauern den Hang hinauf. Auf halber Höhe reicht es für Andrea und für mich auch (Inzwischen ist in meiner Motorradhose ein Feuchtbiotop entstanden) Wir entschließen uns wieder hinunter zu gehen, die zweite Hälfte der Gruppe will ganz hoch hinaus. Wir suchen uns wieder hinunter und steuern direkt den Stand mit Empanadas und Kaltgetränken an. Kaum sitzen wir, spricht uns ein Deutscher an, ob wir ihm ein paar Fragen um das Motorradfahren in Südamerika beantworten könnten. Nichts lieber als das, er holt noch seine Frau dazu und so wird aus ein paar Fragen eine Erzählstunde. Kaum sind die Beiden weg kommen Petra und Günther mit hochroten Gesicht daher, sie waren  ganz oben und nun sind sie glücklichmüde. Nach Cafayate sind es nur mehr 40 km, dort checken wir uns das schon bekannte, wunderschöne Hostel mit Pool und hüpfen gleich in selbigen. Gleich in der Nähe von unserem Hostel steht ein uraltes Wohnmobil. Wir strecken ganz neugierig unsere Hälser hinein und so werden wir auch gleich eingeladen. Bei Nüsse und Rosinen erzählen sie ihre Geschichte. Über Tausend Tage sind sie schon unterwegs, das Mobil fährt mit alten Frittenöl und sie schlagen sich mit selbst gemachten Souvenirs durchs Leben. Natürlich kaufen wir ein paar selbst gemachte Bücher.    Am Abend gehen wir noch richtig vornehm essen. Es gibt richtig gute Steaks, für die Mädels was Gemüsiges, Rotwein und Süßes und Fernet zum Abschluss..


13.02.2020 Tag 154 15-29 Grad leicht bewölkt 8:00 Uhr aufstehen.

Ein Beitrag von Petra:
Nach einem sehr guten Frühstück mit Müsli in 4 Variationen, Wassermelone, Eierspeise machen wir uns auf den Weg Richtung Salta. Um viertel nach neun hat es schon 25 Grad. Unsere erste Station ist die Quebrada de las Conchas. Traumhaft schöne, rote Sandsteinformationen, die nach jedem größeren Regen wieder ein wenig anders aussehen. Ich entdecke auch eine Höhle, überall wachsen Bromelien und jetzt ist die Gegend grün, weil es einige Tage geregnet hat.

Allerdings liegt manchmal Sand und Erde auf der Straße und die Baden(Furten) führen teilweise noch Wasser, Steine und Erde. Dazu braucht es erhöhte Aufmerksamkeit der 2 Fahrer.

Immer wieder gibt es neue Formationen, die einmal wie Fenster, ein Schloss oder eine Kröte aussehen. Unser nächster Halt ist bei den 3 Cruzes(3 Kreuze) zu denen wir wegen erhöhter Wasseransammlung in den Stiefeln nicht hinaufsteigen. Norbert, Ex-Deutscher der schon seit 20 Jahren in Córdoba wohnt und hier immer wieder herumreist, gibt uns den Tipp, wo man in Salta am besten Geld wechseln kann.

Auf der kurvenreichen Strecke zum nächsten Highlight sehe ich 2 Lama und unzählige Papageien. Das Anfiteatro ist eine nach oben offene, ovale Öffnung im Berg. Wir bekommen ein Privatkonzert von einem Indio. Trinkgeld macht’s möglich.

Bei einem der unzähligen Verkäufer bestaunen und kaufen wir einige Holzanhänger. Die Arbeiten sind wahre Kunstwerke, alles mit der Hand vorgezeichnet und mit der Laubsäge ausgeschnitten. Auf die immer wiederkehrende Frage woher wir kommen leuchten seine Augen plötzlich und er erzählt uns dass seine Urgroßeltern aus Österreich kamen und Oberlehner und Kurz hießen.

Eine Station, keine 500 Meter weiter, heißt Garganta del Diablo. Es ist einfach beeindruckend, was die Natur ohne menschliches Zutun hervorbringt. Günther und ich lassen uns von dem Stop-Schild nicht beeindrucken und klettern den Fels hinauf bis zum hintersten Punkt, wo es wirklich nicht mehr weiter geht. Andrea uns Hubert warten geduldig bis wir wiederkommen.

Dann gehts mit einem Tankstopp inklusive Kaffee weiter nach Salta. Hier entscheiden wir uns für das Hostal,de la Linda und als wir dort ankommen, merken die beiden Herren, dass ihnen das sehr bekannt vorkommt. Wir werden wie Freunde begrüßt, denn auch die Chefin kann sich an die beiden erinnern.

Nach einer kurzen Einkaufstour kocht uns Hubert ein sehr leckeres Kürbisrisotto und danach machen wir uns auf die Suche nach einem neuen Mantel für unser Hinterrad. So ganz ohne Motorradkluft kommt man sich richtig nackt vor. Beim Hondahändler gibts nichts, aber dafür bringt uns Mathias der Verkäufer noch seine Mobilnummer, für alle Fälle. 2 haben nix, einer hat geschlossen und die restliche. 2 sind relativ teuer. Schauen wir mal, was der morgige Tag bringt. 21:30 Buena noches.


14.02.2020 Tag 155 25-29 Grad leicht bewölkt, schwül 9:30 Uhr aufstehen.

Die Bremse von der Prinzessin fühlt sich etwas schwammig an. Da werde ich heute mal einen BMW-Spezialisten drauf schauen lassen.
Heute können wir richtig ausschlafen, dann folgt ein gemütliches Frühstück mit Plaudereien. Die Mädels schicken wir ins Museum und wir Hombres kümmern uns um unsere Pferde. (Klingt das nicht gut) Also, Günther besorgt sich einen neuen Reifen und ich fahre in die BMW-Werkstätte. (Das klingt dann doch wieder nicht so spannend)
Der Werkstättenleiter sieht meine schmutzige Prinzessin an als ob die die Pest hätte. Mit meinem Minispanisch und Etwasmehrenglisch erkläre ich ihm dass die Bremsflüssigkeit zu wechseln ist. Ich bekomme einen Termin für halb 3 und düse wieder ins Hostel. Weil keiner da ist gehe ich zum Hauptplatz, tausche zu einem super Kurs Pesos und höre einer Straßenband zu. Es dauert nicht lange da sehe ich Andrea und Petra aus dem Museum kommen. Andrea und ich trinken noch einen Kaffee und schlendern dann zurück uns Hostel. Dort hat inzwischen Günther den neuen Reifen montiert. Damit ich wieder in die Werkstätte fahren kann müssen wir noch die Motorräder umschlichten. Inzwischen kommt ein Russe mit dem Motorrad an. Wir tauschen noch ein paar Sätze und dann muss ich schon wieder los. Bei der Aufnahmeprozedur für Prinzessin (wie im Spital) erzählt mir der Doktor, ach was Blödsinn, der Werkstättenleiter dass er eine Tante in Österreich hat. Nach der Frage, wo in Österreich meint er, dort wo der Schwarzenegger her ist, sie kennt ihn persönlich. So und nun heißt es warten...........das warten wird mir zu lange und so gehe ich zum Friseur. Die Erklärung wie ich meine Frisur haben möchte ist mindestens so schwierig wie das erklären der Bremsflüssigkeit. Zurück im Hostel ist schon das Essen fertig. Es gibt Auflauf mit viel Gemüse. Den Abend verbringen wir mit vielen Bikern und deren Geschichten.

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